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Emma und die Wächter der Nacht

In der Stadt, umschlossen von den dunklen Armen steiler Berge, hauste ein Mädchen namens Emma. Tagsüber ein Wirbelwind aus Freude, doch mit der Dämmerung kroch eine unnennbare Furcht aus den Schatten, die sich um ihre jungen Gedanken wand. Als die Sonne hinter den Bergen erlosch, wurden die Fenster zu schwarzglänzenden Spiegeln und der Wind zu einem Chor der Geister.

An einem solchen Abend, als das Zwielicht die Welt in ein kühles Grau tauchte, lag Emma in ihrem Bett, eingehüllt in eine schwere Decke der Besorgnis. Das Wispern des Windes schien plötzlich durch ihr Fenster zu schlüpfen – ein leises, drängendes Säuseln, begleitet vom gespenstischen Tanz der Äste an der Scheibe. Ihr Herz schlug schneller, die alte Angst flüsterte und kräuselte sich in ihrem Magen.

Unfähig, den Bann der Furcht zu brechen, erhob sich Emma und schlich barfuß über das kalte Parkett, ein leises Echo ihrer eigenen Schritte begleitend. Sie erreichte die Tür ihrer Eltern und klopfte zaghaft, gehüllt in die Dunkelheit des Flurs.

„Was bedrückt dich, mein Kind?“, fragte ihre Mutter, als sie die Tür einen Spalt öffnete, das Licht dahinter ein sanftes Leuchten.

„Mutter, ich höre die Stimmen des Windes und fürchte die Dunkelheit, die er bringt“, flüsterte Emma, ihre Stimme ein Hauch von Angst.

Ihre Mutter, eine Frau, deren Lächeln selbst die dunkelsten Schatten zu verbannen schien, führte Emma ins Wohnzimmer. „Manchmal, Emma“, begann sie, als sie ein altes Buch mit ledergebundenem Einband aus einem Regal zog, „findet man im Dunkel das Leuchten des Wissens.“

Sie schlugen das Buch auf, und es offenbarte eine Karte des Nachthimmels, übersät mit Sternen wie Juwelen auf schwarzem Samt. „Jeder Stern“, erklärte ihre Mutter, „ist ein Wächter der Nacht, ein fernes Auge, das über uns wacht. Sie sind Leuchtfeuer für jene, die den Mut finden, in die Finsternis zu blicken.“

Emma betrachtete die Sterne, die jetzt nicht mehr wie entfernte, kalte Punkte erschienen, sondern wie wärmende Funken einer unendlichen Güte. Ihre Angst begann zu schwinden, durchdrungen von der Gewissheit, dass jedes Funkeln ein Beschützer war, und die Dunkelheit nicht leer, sondern gefüllt mit stillen Hütern.

„Ich verstehe“, sagte Emma leise, ein Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie sich in die neue Wahrheit kuschelte. „Die Sterne sind meine Freunde, nicht wahr? Sie lassen mich nie allein.“

Mit dieser neuen Erkenntnis kehrte sie zurück in ihr Zimmer, legte sich zurück in ihr Bett und starrte hinaus in die Nacht, die nun weniger ein Mantel der Furcht, sondern ein Umhang der Geheimnisse war. Sie schlief ein, umgeben von einer Galaxie der Wächter, und in den kommenden Nächten fand sie Trost im Gesang des Windes und im Tanz der Schatten, da sie wusste, dass sie niemals allein war. Die Sterne – ihre sternenklaren Wächter – funkelten beharrlich, jedes Flackern ein sanftes Versprechen der Sicherheit und des Wunders.

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