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Der Wächter des Zwielichts

Es war einmal ein Junge namens Max, der nicht nur mit den Schatten seiner Zimmerwand flüsterte, sondern auch einen Gefährten namens Teddy besaß, einen Teddybären mit Augen wie dunkle Monde. Eines Nachts, als das Mondlicht durch das Fenster tanzte und die Welt in ein geisterhaftes Silber tauchte, kroch aus dem Schlund des Kleiderschranks ein unnatürliches Wispern.

Trotz des Flatterns in seinem Herzen beruhigte Teddy, sein stets treuer Wächter, Max mit einer Stimme, die klang wie das Rascheln alter Seiten in einem vergessenen Buch. „Fürchte nicht das Unbekannte, Max. Gemeinsam enthüllen wir das Geheimnis.“ So öffneten sie die Tür zum Kleiderschrank, und was sie fanden, war kein Ende, sondern ein Anfang.

Plötzlich stürzten sie durch ein Wirbeln von Sternenstaub in eine Welt, die wie ein zerbrochener Spiegel der unseren schien. Dort trafen sie auf Wesen, die in Mythen schlummern: sprechende Tiere, die Rätsel von morgen sangen, Kobolde, die in den Schatten scherzten, und Feen, die in der Dämmerung tanzten.

Sie durchquerten Wälder, deren Bäume bis in die Träume wuchsen, und erkundeten Höhlen, in denen die Dunkelheit flüsterte. Auf einem silbernen Fluss, der durch eine Stadt aus flimmerndem Glas und murmelndem Stein floss, segelten sie unter einem Himmel, der mit Sternen übersät war, die wie Wünsche leuchteten.

Max und Teddy erlebten Abenteuer, die die Grenzen von Tag und Nacht verschwimmen ließen. Doch bei Sonnenaufgang, als die erste Morgendämmerung den Himmel küsste, wussten sie, dass es Zeit war, zurückzukehren.

Als sie in ihr Zimmer zurückkehrten, sprach Max zu Teddy: „Das war eine Reise, die die Säulen der Wirklichkeit erschüttert hat.“ Teddy, dessen Augen im Dunkeln leuchteten, antwortete: „Wo du gehst, folge ich, bis ans Ende der Zeit.“

Am nächsten Morgen war die Welt wieder normal, nur die Tür zum Kleiderschrank stand einen Spalt offen. Max lächelte, ein Lächeln, das wusste, dass Träume manchmal in unser Wachsein greifen.

In den folgenden Nächten teilte Max seine Geschichten, doch niemand glaubte ihm. Sie sahen nur einen Jungen und seinen Teddybären, nicht die Hüter alter Welten. Aber Max wusste, dass irgendwo zwischen Schlaf und Wachen, Abenteuer auf ihn warteten.

Eines Abends, als ein Klopfen sein Zimmer erfüllte, war es Teddy, der ihn zu einer neuen Herausforderung rief. Sie zogen durch die Nacht zu einem verlassenen Haus, wo hinter einer Tür ein kleines Monster auf sie wartete. Seine Augen groß und wild, aber sein Lächeln verspielt.

Max, gestärkt durch unzählige Nächte des Wunderbaren, stellte sich mutig der Kreatur. Das Monster, erfreut über so viel Mut, lud sie zum Spiel ein. Sie spielten bis die Sterne erblassten, und das Monster verabschiedete sich mit einem Versprechen: „Kommt bald wieder, ihr seid die wahrsten Freunde, die ich je hatte.“

Zurück in ihrem Bett, flüsterte Max, „Ich bin froh, dass du bei mir bist, Teddy. Gemeinsam sind wir unbesiegbar.“ Teddy, in ewiger Wache, antwortete: „Immer an deiner Seite, durch alle Welten, alle Zeiten.“

Und so schloss Max die Augen, sicher in dem Wissen, dass wahre Freundschaft keine Grenzen kennt, nicht in der Realität noch im Reich der Träume. Bald würden sie wieder abenteuern, in Welten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

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